Auktionen in München : Mit vollen Backen auf die Jagd
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Carl Spitzweg, „Der Sonntagsjäger“, um 1845, Öl auf Leinwand, 30,9 mal 25,2 Zentimeter, Taxe 200.000 bis 300.000 Euro Bild: Karl & Faber
Das Auktionshaus Karl & Faber feiert hundertjähriges Bestehen. Zum Auftakt des Jubeljahrs glänzt das Angebot von Kunst Alter Meister und des 19. Jahrhunderts mit Preziosen – und Spitzwegs Humor.
Zum Einstieg ins Jubeljahr seines hundertjährigen Bestehens bringt Karl & Faber Kunst Alter Meister und des 19. Jahrhunderts zur Auktion. 365 Lose umfasst die Offerte am 25. Mai, darunter gleich zu Beginn marktfrische Preziosen wie Aertgen Claesz van Leydens um 1530 gemalte „Geburt Christi“, die über Jahrzehnte hinweg in Privatbesitz war, Nun kommt das Bild, das den rot gewandeten Josef prominent im Vordergrund zeigt, auf 40.000 bis 50.000 Euro taxiert, wieder zum Verkauf.
Ebenfalls nach Langem wieder zu haben ist eine „Taufe Christi“ von Jacopo Zanguidi, genannt Bertoja. Um 1570 schuf der Manierist die mit Raffael- und Michelangelo-Zitaten angereicherte Szene in einer von flämischer Malerei beeinflussten Landschaft (Taxe 120.000 bis 180.000 Euro). In Flandern selbst, genauer im Umkreis des Antwerpener Bildschnitzers Matthieu van Beveren, verortet der Katalog die Herkunft eines vollplastischen elfenbeinernen Corpus Christi, der mit Ausnahme des Lendentuchs aus einem Stück besteht – eine Rarität bei Objekten, die, wie dieses, mehr als 50 Zentimeter messen (30.000/40.000).
„Privateigentum Sr. Majestät des Königs Friedrich August III.“ informiert ein Klebeetikett auf der Rückseite von Ernst Ferdinand Oehmes „Mühle im Plauenschen Grund“ von 1830. Die Naturbeobachtung eines tosenden Bachs unter dramatischem Wolkenhimmel war eines von vielen Gemälden, die Oehme seinem sächsischen König lieferte. Vor etwa zwanzig Jahren trennten sich die Wettiner von dem Mühlenbild, das nun 90.000 bis 120.000 Euro einbringen soll. Es gehört zu einem großen Angebot von Landschaftsbildern deutscher Künstler des 19. Jahrhunderts. Ergänzt wird dieses von Veduten wie Friedrich Nerlys nostalgischem Blick über den Bacino von San Marco in Venedig, Nerlys Wahlheimat (250.000/300.000). Michael Neher setzte eine Fischerfamilie in seine italienische Straßenszene vor den Albaner Bergen (28.000/35.000).
Blickwechsel mit einem Rehbock
Die Münchner Schule tritt mit einigen ihrer Hauptvertreter an: Franz von Stuck malte 1902 Amor, wie er einen Flöte spielenden Zentauren reitet. Im prächtigen Originalrahmen liegt das Werk bei 100.000 bis 150.000 Euro. Carl Spitzweg amüsiert sich über einen „Sonntagsjäger“, der mit vollen Backen sein Hähnchen verzehrt, sich aus der Flasche einen Roten dazu genehmigt und den Rehbock, der plötzlich gleich neben ihm auftaucht, ebenso überrascht ansieht wie dieser ihn (200.000/300.000). Ähnlich humoristisch beschreibt Spitzweg eine Schildwache „Auf der Bastei“. Zu sehen ist ein herzhaft gähnender Soldat, der im Frieden seinen langweiligen Dienst schiebt, während in der Kanone ein Spatz sein Nest baut (160.000/260.000). Ölskizzen von Wilhelm Busch nehmen norddeutsches Bauerngenre in den Blick, aber auch einen „Bayerischen Buben“ mit roter Weste und Schlapphut (12.000/15.000). Von Adolph Menzel stammt das Porträt des Malers Paul Meyerheim, das im Einvernehmen mit den Erben der einstigen Besitzern Abraham Adelsberger und Alfred Isay angeboten werden kann (25.000/35.000).
In der reichhaltigen Abteilung mit Kunst auf Papier leuchtet Johann Georg von Dillis’ Aquarell einer „Maultierkarawane auf dem Weg durch die Hochalpen“ (3500/4500), während Johann Adam Kleins „Kavallerie unter Wolkenhimmel“ mit reizvollem Nonfinito besticht: Unter farbig aquarelliertem Wolkenhimmel nehmen, mit der Feder gezeichnet, die Reiter Aufstellung (40.000/50.000). Ein weiteres Mal kann Karl & Faber weiße Pflanzenscherenschnitte von Philipp Otto Runge präsentieren, für die das Haus in der Vergangenheit bis zu 80.000 Euro erzielte. Diesmal gibt es eine „Kornblume“ (16.000/ 18.000) und einen „Eichenzweig“ (15.000/17.000). Der Druckgrafikkatalog präsentiert in großer Auswahl berühmte Dürer-Blätter wie den „Galoppierenden Reiter“ (22.000/24.000). Mit 42 Radierungen schneidet auch Rembrandt exzellent ab, so liegt die „Große Kreuzabnahme“ in einem neu entdeckten frühen Zwischenzustand vor, geschätzt auf 40.000 bis 50.000 Euro.