Kinderkrimi von Ulf Nilsson : Der wirklich allerletzte Fall
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Recherche im Dunkeln: Kommissarin Buffy ist auf alles vorbereitet. Bild: Gitte Spee / Moritz Verlag
Wenn etwas gerade nicht da ist, muss das noch lange nicht heißen, dass es nicht existiert: Noch einmal lässt Ulf Nilsson Gordon und Buffy in einem Kinderkrimi ermitteln.
Alle sind verschieden, das muss man verstehen, sonst macht man Fehler. Nicht nur bei der Polizeiarbeit. Es ist schon immer so gewesen, dass die Leitsätze der Kommissare Gordon und Buffy dazu getaugt haben, über weit mehr hinauszutragen als über den großen Wald der kleinen Tiere. Es gibt eben nichts Besseres als ein Ermittlerteam, das aus einer sehr klugen, flinken und herzenswarmen Maus und einer sehr klugen, sehr lahmen alten Kröte besteht.
Das ist auch diesmal so. Vielleicht klingen die klugen Sätze noch etwas klüger und die verschmitzten noch etwas verschmitzter als sonst. Es ist viele Jahre lang ein Spiel gewesen, das Ulf Nilsson und sein deutscher Verlag, der Moritz Verlag, mit den Titeln der Tierkrimis rund um Kommissar Gordon gespielt haben. Auf „Der erste Fall“ für Kommissar Gordon folgte 2014 sofort „Der letzte Fall?“ und dann „Doch noch ein Fall“. Nun heißt es „Der allerletzte Fall“ – und nach allem, was man weiß, ist das wirklich so. Denn Nilsson, Jahrgang 1948, ist im September 2021 gestorben.
Wie traurig das ist, macht der allerletzte Fall noch einmal spürbar. Denn auch der ist so spannend, lustig, überraschend und voller kluger Sätze, wie ein Tierkrimi für Kinder nur sein kann. Nilssons Menschenfreundlichkeit, die sich in Klassikern wie „Die besten Beerdigungen der Welt“ manifestiert hat, prägt auch die Geschichten um die Kommissarmaus Buffy und den pensionierten Kommissar Gordon. Sein sprachlicher Witz, der auch Erstlesern eine gewisse Gediegenheit des Ausdrucks nahebringt, ist von Ole Könnecke wieder bestens ins Deutsche übertragen worden, bis hin zu der köstlichen Bezeichnung „Wüstlinge“ für die nächtlichen Ruhestörer im Wald.
Denn diesmal, womöglich, weil Nilsson Schwede war, kommen Trolle in der Geschichte vor. Nur weil man etwas nicht sehen kann, heißt das schließlich noch lange nicht, dass es nicht existiert, weiß Gordon, der eine ganze Kiste mit Troll-Märchen verschlungen hat, wie er sonst nur Muffins verschlingt. Und weil Buffy und Gordon alle wichtigen Polizeitugenden wahren – also immer anständig angezogen, freundlich und höflich, mutig und klug sind – wissen sie nicht nur griesgrämige Dachse und ängstliche Kaninchen zu nehmen, sondern auch das Trollpaar Bang und Bong und ihr Trollkind Bing.
So gelingt das Kunststück, die geheimnisvollen Übeltäter, die so trolltypisch Schaden anrichten, wie man es aus traditionellen Geschichten kennt, als zart besaitete Wesen zu entdecken, die nichts weiter wollen, als friedlich zu leben und das Kuchenbacken zu erlernen. Was eine beträchtliche Versorgungslücke der Waldgesellschaft schließt: Wissen doch alle Gordon- und Buffy-Fans, dass ohne Muffins keine qualitätvolle Ermittlungstätigkeit möglich ist. Und auch wenn Gordon den Kuchenteig einfach so futtert – eine Lösung für die Zukunft wäre das nicht.
Wir können uns also vorstellen, dass die Arbeit der Polizeistation weitergeht. Denn Nilsson hat nicht nur für neue Bäcker, sondern mit dem Eichhörnchenkind Helmer auch für einen neuen Assistenten gesorgt, wie Buffy es einst gewesen ist. Wie sagt Gordon doch so klug? „Es gibt immer ein gutes Ende. In jedem Märchen, das man liest, und in der Wirklichkeit. Wenn man für alles offen ist.“
Ulf Nilsson, Gitte Spee: „Kommissar Gordon – Der allerletzte Fall“. Aus dem Schwedischen von Ole Könnecke. Moritz Verlag, Frankfurt 2022. 144 S., geb., 12,95 €. Ab 7 J.